Ich gehe selbst immer so vor, dass ich zunächst eine ganz einfache Topographie auf die Karte skizziere. Gebirge und Hügel sind m.M.n. zu Beginn des Kartenentwurfs noch nicht so wichtig, es sei denn sie sollen maßgeblich die Karte mitprägen (Hänge die zum Stadtbild dazugehören sollen z.B.) Ansonsten reicht es erstmal ganz grob Flussverläufe oder Küstenlinien zu malen. Danach überlege ich mir ein paar zentrale, wichtige Punkte: Wo ist der Hauptbahnhof? Wo ist das Stadtzentrum mit dem Dom? Würde sich in einer Flussbiegung ein Park sehr gut machen? Danach kommen die allerwichtigsten Hauptverkehrsadern: Die Autobahnen und deren Knotenpunkte, mit einem 20-25 Meter Pinsel male ich dann die ersten Bahndämme auf die Karte, die ich hinterher nachbearbeite. Dabei achte ich darauf, dass nicht alles in penibel sauberen 90° und 45°- Winkeln angeordnet ist. Das tolle am rasterfreien bauen in CIM2 ist doch vor allem: ... das rasterfreie bauen!;)
Mit dieser Vorarbeit, die meist nur 1 bis 2 Stunden dauert, legt man bereits das Fundament für ein spannendes Kartenlayout. Jetzt lässt sich die Karte vollends auf den vorhandenen Strukturen aufbauen. Wichtig ist: Jetzt gibt es einen topographischen Rahmen, an den sich das Stadtlayout anpassen muss. So kann man wunderbar aus dem robomässigen "ich baue die ganze Karte mit einem Nordsüd-Ostwest Raster zu" ausbrechen. Sicher gibt es verschiedene Wege, um zu spannenden Ergebnissen zu kommen, aber ich finde eine kleine konzeptionelle Vorbereitung jeder Karte persönlich sehr wichtig.
Die verschiedenen Herangehensweisen lassen sicherlich eine sehr interessante Diskussion unter Kartenbauern zu. Mich würden auch Gegenmeinungen sehr interessieren. Meine Philosophie ist z.B. eine ganz andere als die von Dir, Sotrax: Für mich wird eine Karte nicht vorrangig deswegen schön und spielenswert, nur weil sie möglichst glattgebügelt und "akkurat" aussieht. Ich mag organische glaubwürdige Layouts. Mir ist es wichtig, dass ich aus der Draufsicht das Gefühl habe, auf eine echte Google-Maps Karte runterzusehen. Was dieses Gefühl meiner Meinung nach ausmacht sind folgende Aspekte:
- Unbegradigte Verkehrsadern (mit beabsichtigten Knicks, Bögen, punktuellen Verknotungen), die vom Zentrum sternförmig nach aussen verlaufen.
- Zwischendurch 90 Grad-gerasterte Strassenzüge, die aber immer wieder durch schräg anschneidende Strassen aufgebrochen werden.
- Grünstreifen, Waldgebiete, deren Ausläufer sich in schmalen Armen von den Aussenbezirken fast bis ins Stadtinnere erstrecken
- Bebauung die sich mal dicht zusammenballt und dann wieder wieder gestreckte Aussenbezirke, die langsam in ländliche Regionen auslaufen.
Ich würde es besser finden, wenn du deine Städte noch viel weniger in quadratischen, rechteckigen Grundformen aufbaust - auch wenn du im Gegenzug zu Ahrensfelde schon angefangen hast, verstärkt mit Diagonalen zu arbeiten. Was ich super finde - Ein großer Schritt in die (für mich) richtige Richtung! Nur warum geht die diagonale Hauptstrasse von den Bürotürmen im Nordwesten schnurstracks und kerzengerade bis fast ganz nach Südosten runter? Warum lässt du, wie vanos schon sagt, das Wasser denn weg? Alle Städte von Berlin, über Hamburg bis hin zu München haben zumindest kleine oder mittelgroße Flüsse, und keine einzige dieser Städte wird so stark von rechtwinklichen Strassen dominiert, wie Ahrensfelde oder auch Ducherow. Probier doch mal, mit einem Pinsel mit 50-Meter Radius einfach mal mutig einen schlangenförmigen Fluss quer durch die Stadt zu malen. Quer durch. Nimm einfach in Kauf, dass so ein Flussbett deinen rasterigen Strassenverlauf bewusst "zerstört".
Meine Kritik lässt sich eigentlich sehr schön auf einen Kernpuntk runterbrechen: Du gibst dir immer akribischste Mühe deine Karten "ordentlich", rechtwinklig und aufgeräumt zu bauen, nur leider finde ich, dass darunter die Lebendigkeit etwas leidet.
Wir sind ja hier im Forum unterwegs, um auch offen Meinungen zum Kartenbauen auszutauschen, daher habe ich mir mal etwas Zeit genommen diesen Beitrag etwas ausführlicher anzusetzen. Ich würde mich freuen, wenn daraus eine fruchtbare Diskussion entsteht, aus der wir Kartenbauer allesamt lernen können
Edit: Damit wir nicht Sotrax' Ducherow-Thread nicht mit einer eher allgemeinen Diskussion verwässern, habe ich zum Thema mal einen eigenen Thread eröffnet.